Rehumanisierung der Psychotherapie: Den ganzen Menschen sehen – nicht nur das Symptom
Warum eine sinnzentrierte, ganzheitliche Sicht auf Körper, Psyche und Biografie heute entscheidend ist.
In unserem Gesundheitswesen wird häufig in Einzeldisziplinen gedacht: Die Psychotherapie kümmert sich um die „Seele“, die Gastroenterologie um den Darm, die Neurologie um das Gehirn. Was dabei leicht verloren geht, ist der Blick auf den ganzen Menschen. Die Folge: Wir behandeln Befunde und übersehen Beziehungen, Lebenszusammenhänge und Sinnfragen.
Die Idee der Rehumanisierung der Psychotherapie wendet sich gegen diese Fragmentierung. Sie rückt wieder ins Zentrum, dass Menschen keine „Defektsammlungen“ sind, sondern einzigartige Personen mit Leib, Seele, Geist, Geschichte und Zukunft.
Von der Fragmentierung zur Verbindung
Diagnosen sind wichtig aber sie sind Karten, nicht das Gelände. Wer nur die Diagnose im Blick hat, verliert leicht die Person dahinter. In der Praxis bedeutet Rehumanisierung: Wir verbinden Körper (z. B. Schlaf, Bewegung, Ernährung), Psyche (Gefühle, Kognitionen, Bindungsmuster) und Sinn (Werthaltungen, Ziele, Verantwortung).
Konkrete Beispiele finden sich in vielen Themen meines Angebots: bei Burnout, bei Trauma und in der therapeutischen Methodik, die ausdrücklich ganzheitlich arbeitet.
Beispiel Darm–Psyche-Achse: Wenn der Bauch mitredet
Ein anschauliches Feld für vernetztes Denken ist die Darm–Psyche-Achse. Der Darm kommuniziert über Nervenbahnen, Botenstoffe und das Immunsystem mit dem Gehirn. Viele Menschen erleben: Wenn der Verdauungstrakt aus dem Gleichgewicht gerät, verändern sich Stimmung, Stressresilienz und Schlaf und umgekehrt. Es wäre deshalb fachlich und menschlich verkürzt, psychische Beschwerden losgelöst von der körperlichen Mitbeteiligung zu betrachten.
Das heißt nicht, „alles ist der Darm“ – sondern: Zusammenhänge sehen. In der Therapie fragen wir daher u. a. nach Ernährung, Medikamenten, Entzündungen, Belastungen, aber auch nach Beziehungserfahrungen, Selbstbild, Werten und Sinnquellen.
Logokultur: Sinn, Würde und Beziehung als Leitlinie
Die Rehumanisierung ist mehr als eine Methode – sie ist eine Haltung. In der Logotherapie und Existenzanalyse steht der Mensch als sinnorientiertes Wesen im Mittelpunkt. Viktor E. Frankl formuliert es prägnant:
„Der Mensch ist nicht frei von Bedingungen, aber er ist frei, zu den Bedingungen Stellung zu nehmen.“
— Viktor E. Frankl, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn (1972)
Diese Haltung nenne ich Logoculture: eine Kultur, die Würde, Verantwortlichkeit und Sinnorientierung ernst nimmt und die Ebenen von Körper, Psyche und Biografie ins Gespräch bringt.
Was bedeutet das konkret in meiner Praxis?
- Ganzheitliche Anamnese: Wir sprechen über Lebensrhythmus, Schlaf, Stress, Ernährung, Bewegung, Beziehungen und Sinnquellen.
- Zusammenhänge sichtbar machen: Symptome werden in ihren Systembezügen verstanden – nicht isoliert.
- Ressourcen aktivieren: Wir stärken Autonomie, Selbstfürsorge und Sinnorientierung – nicht nur „Symptombekämpfung“.
- Individuelle Wege: Maßgeschneiderte Schritte statt Schablonen. Bei Kindern z. B. mit Blick auf Impulskontrolle & Selbstregulation.
Wenn es sinnvoll ist, beziehe ich Ärzte und Ärztinnen und andere Fachdisziplinen ein. Rehumanisierung heißt kooperieren zum Wohl des Menschen.
Ethos der Rehumanisierung
Hinter all dem steht ein einfaches Versprechen: Ich sehe Sie als ganzen Menschen, nicht als Diagnose. Therapie ist kein Reparaturbetrieb, sondern eine begleitet verantwortete Bewegung hin zu mehr Freiheit, Verbundenheit und Sinn – Schritt für Schritt.
Weiterlesen & in Kontakt kommen
Mehr zu meinem Vorgehen finden Sie auf der Seite Méthode, zu spezifischen Themen etwa bei Burnout und Trauma.
Wenn Sie den nächsten Schritt gehen möchten: Kontakt & Terminvereinbarung.