existenzielle Angst bei Jugendlichen
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Jugendliche & junge Erwachsene

Existenzielle Angst bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Wenn sich das Leben plötzlich zu groß, zu laut oder zu verwirrend anfühlt.

Viele junge Menschen spüren heute eine Form von Angst, die sie nicht gut einordnen können. Es ist nicht einfach „Stress“ und nicht nur Überforderung. Sie sitzt tiefer. Sie taucht oft dann auf, wenn es ruhig wird: beim Einschlafen, in der U-Bahn, nach der Schule, im Studium oder am Wochenende.

Manche nennen es Druck, andere Leere oder Unwirklichkeit. Wieder andere sagen: „Ich fühle mich irgendwie falsch in meinem eigenen Leben.“ Dieses Erleben ist viel häufiger, als die meisten glauben – und es ist kein Zeichen von Schwäche.

Wenn sich das eigene Leben plötzlich „zu groß“ anfühlt

Vielleicht kennst du Momente, in denen du dich fragst:

  • Was mache ich mit meinem Leben?
  • Werde ich je einen Platz finden, an dem ich wirklich dazugehöre?
  • Was ist, wenn ich mich für den „falschen“ Weg entscheide?
  • Warum fühlt sich alles so schwer und gleichzeitig so leer an?

Das sind keine „Spinnereien“. Das sind existenzielle Fragen. Sie tauchen oft zum ersten Mal in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter auf – genau dann, wenn das eigene Leben nicht mehr von außen vorgegeben ist und man beginnt, selbst Entscheidungen zu treffen.


Was ist existenzielle Angst?

Existenzielle Angst ist die Angst, die entsteht, wenn ein Mensch spürt, dass er wirklich lebt – und dass dieses Leben nicht beliebig oft wiederholt werden kann. Sie hat mit Fragen nach Identität, Freiheit, Verantwortung und Sinn zu tun:

  • Wer bin ich, wenn ich nicht leiste?
  • Was macht mein Leben wertvoll?
  • Wie will ich mit meiner Freiheit umgehen?
  • Was, wenn nichts von dem, was ich tue, sich „richtig“ anfühlt?

Existenzielle Angst ist keine Krankheit. Sie ist ein Signal, dass das eigene Leben ernster genommen werden will. In der Mon intervention repose sur la logothérapie et l’analyse existentielle selon wird sie als Ausdruck der Freiheit verstanden – und als Hinweis darauf, dass ein Mensch auf der Suche nach seinem eigenen Weg ist.

Die Welt hat sich verändert – und die Erwartungen auch

Die Welt, in der Jugendliche heute aufwachsen, ist eine andere als die Welt ihrer Eltern. Nicht nur vom Gefühl her, sondern in der Struktur: mehr Informationen, mehr Reize, mehr Vergleich, mehr Unsicherheit.

Entscheidungen müssen früher getroffen werden, während Orientierung seltener geworden ist. Junge Menschen sollen planen, funktionieren, Leistung bringen, sich „richtig“ ernähren, Sport machen, mental stark sein, in Beziehungen klarkommen – und nebenbei herausfinden, wer sie eigentlich sind.

Eltern wollen in der Regel nur das Beste für ihre Kinder. Ihre Sorge ist echt. Gleichzeitig waren ihre eigenen Jugendjahre oft langsamer, überschaubarer und klarer strukturiert. Dieser Unterschied führt dazu, dass manche Überforderung unsichtbar bleibt – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil der Wandel der Welt schneller war als der Wandel des Verständnisses.

Diese Spannung zwischen guter Absicht und realer Belastung ist einer der Gründe, warum existenzielle Angst heute so häufig vorkommt.

Was im Gehirn passiert – kurz erklärt

Der Bereich des Gehirns, der für Ordnung, Abwägung und Selbststeuerung zuständig ist, heißt präfrontaler Kortex. Er hilft uns, Impulse zu bremsen, Dinge in Perspektive zu setzen, langfristig zu denken und Gefühle einzuordnen.

Dieser Bereich ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch in Entwicklung – ungefähr bis Mitte zwanzig. Das Gehirn ist nicht „kaputt“, es ist im Umbau. Gefühle und Eindrücke sind oft viel schneller und intensiver als die Fähigkeit, sie zu sortieren. Das kann sich auch mit Themen wie ADHS im Jugend- und Erwachsenenalter überschneiden.

Gleichzeitig sind die emotionalen und belohnungsbezogenen Systeme im Gehirn schon sehr aktiv. Das bedeutet: starke Gefühle, hohe Empfindsamkeit, viel Freiheit – aber noch nicht die volle innere Stabilität. In dieser Kombination kann existenzielle Angst besonders intensiv erlebt werden.

Wichtig ist: Die Reifung des Gehirns erklärt diese Verletzlichkeit, aber sie bestimmt nicht das ganze Leben. Sie zeigt nur, warum sich die Jahre zwischen etwa 16 und 25 so empfindlich anfühlen können.


Wie sich existenzielle Angst zeigen kann

Existenzielle Angst sieht nicht immer dramatisch aus. Oft wirkt sie leise, verschoben oder „verkleidet“. Typische Anzeichen können sein:

  • das Gefühl von innerer Leere oder Sinnlosigkeit
  • plötzliche Unruhe beim Einschlafen oder in stillen Momenten
  • Grübeln über Zukunft, Entscheidungen und Identität
  • Gefühl von Unwirklichkeit („als wäre ich nicht ganz da“)
  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, aus Angst, etwas zu „versauen“
  • Flucht in Ablenkung: Handy, Gaming, Serien, Social Media und FOMO , Arbeit, Perfektion
  • Phasen von Wut, Rückzug oder Reizbarkeit ohne klaren Grund

Viele dieser Phänomene werden schnell als „Panikattacke“ oder „Depression“ bezeichnet. Manchmal trifft das, manchmal nicht. Oft steckt dahinter vor allem eine Überforderung mit der eigenen Freiheit und der Frage, wie man leben möchte. Wenn Paniksymptome im Vordergrund stehen, kann auch ein Blick auf Panikattacken und Angst hilfreich sein.

Was Eltern oft sehen – und was dahinter steckt

Eltern erleben häufig nur die sichtbaren Folgen:

  • Rückzug ins Zimmer oder in die digitale Welt
  • Leistungsabfall oder Überperfektionismus
  • Wechsel zwischen Antriebslosigkeit und Überaktivität
  • Reizbarkeit, Wutausbrüche oder starke Empfindlichkeit

Dahinter stehen oft keine „Faulheit“ und kein „Unwille“, sondern eine tiefe innere Unsicherheit: Bin ich richtig so? Wofür strenge ich mich an? Was, wenn das alles nichts bringt? In manchen Fällen mischen sich auch Themen wie Impulskontrolle bei Jugendlichen oder frühe Belastungen ein.

Für Eltern ist es belastend, daneben zu stehen und nicht zu wissen, wie sie helfen können. Hilflosigkeit, Sorge, manchmal auch Schuldgefühle sind normale Reaktionen. Wichtig ist: Existenzielle Angst ist kein Erziehungsversagen. Sie ist ein Prozess der inneren Reifung, den junge Menschen nicht alleine tragen müssen.

Wie Psychotherapie hier helfen kann

In der Therapie geht es nicht darum, junge Menschen „zu reparieren“. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, in dem das, was innerlich passiert, ernst genommen und verstanden werden kann – ohne Bewertung. Einen Überblick über meine Arbeitsweise finden Sie unter Psychotherapie in Wien .

Drei Dinge stehen dabei im Mittelpunkt:

  • Verstehen: Worum geht es in dieser Angst wirklich? Was löst sie aus, was verstärkt sie?
  • Ordnen: Welche Werte, Wünsche und Grenzen sind schon da? Was überfordert, was ist veränderbar?
  • Freiheit und Sinn: Wie kann aus bloßer Angst vor Möglichkeiten eine verantwortliche, zu der Person passende Entscheidung werden?

In der Logotherapie wird die Angst nicht weggedrückt, sondern als Hinweis verstanden, dass im Leben etwas Wichtigeres gesehen werden möchte. Nicht jede Frage hat sofort eine Antwort. Aber der Mensch ist mehr als seine Angst – er ist fähig, Stellung zu nehmen. Bei starken Belastungen durch Substanz- oder Verhaltenssüchte kann auch Suchttherapie in Wien ein wichtiger Baustein sein.

Wann es sinnvoll ist, Hilfe zu holen

Hilfe kann sinnvoll sein, wenn jemand zum Beispiel sagt:

  • „Ich weiß nicht, wie ich mit mir selbst umgehen soll.“
  • „Ich habe oft Angst vor der Zukunft oder vor mir selbst.“
  • „Ich fühle mich leer, obwohl ich eigentlich alles habe.“
  • „Ich laufe nur noch im Autopilot und weiß nicht mehr, wofür.“

Für Eltern kann ein Gespräch hilfreich sein, wenn sie merken:

  • Die Sorgen um ihr Kind hören nicht mehr auf.
  • Sie fühlen sich dauerhaft hilflos oder unsicher.
  • Gespräche in der Familie enden immer wieder in Streit oder Schweigen.

Psychotherapie ersetzt nicht die Familie, aber sie kann ein geschützter Ort sein, an dem junge Menschen ihren eigenen inneren Boden finden – und an dem Eltern entlastet werden, nicht alles alleine tragen zu müssen. Einen ersten Überblick über Rahmenbedingungen und Honorar finden Sie unter Psychotherapie-Kosten in Wien .

Weiterführende Themen auf dieser Seite:

Ein ruhiger Schlussgedanke

Existenzielle Angst ist ein Zeichen dafür, dass das eigene Leben wichtig geworden ist. Sie ist nicht angenehm. Aber sie kann der Anfang davon sein, sich selbst ernster zu nehmen und einen eigenen Weg zu finden, der nicht nur von außen vorgegeben ist.

Niemand muss diesen Weg alleine gehen. Es ist erlaubt, sich begleiten zu lassen – gerade dann, wenn das Leben sich zu groß, zu laut oder zu verwirrend anfühlt.

Häufige Fragen zur existenziellen Angst bei Jugendlichen

Ist existenzielle Angst ein Zeichen, dass ich „krank“ bin?

Nicht unbedingt. Existenzielle Angst ist zunächst ein Hinweis darauf, dass du dein Leben bewusster wahrnimmst und Fragen nach Sinn, Zukunft und Identität auftauchen. Sie kann belastend sein, ist aber nicht automatisch eine psychische Erkrankung. Entscheidend ist, wie stark sie dich im Alltag einschränkt.

Ab wann sollte ich mir professionelle Hilfe holen?

Wenn du merkst, dass die Angst dich über längere Zeit begleitet, deinen Schlaf, dein Studium, deine Arbeit oder Beziehungen spürbar beeinträchtigt, ist ein Gespräch mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten sinnvoll. Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung dir selbst gegenüber.

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind existenzielle Angst hat?

Das Wichtigste ist, zuzuhören, ohne zu bewerten oder schnelle Lösungen zu verlangen. Ernstnehmen, ruhig bleiben und das Gespräch anbieten ist hilfreicher als Druck oder Beruhigungsfloskeln. Wenn Eltern sich unsicher fühlen, kann auch für sie ein Beratungsgespräch entlastend sein.

Hilft Logotherapie bei existenzieller Angst?

Ja. In der Logotherapie wird existenzielle Angst als Hinweis verstanden, dass im Leben eine wichtige Frage nach Sinn, Verantwortung oder Ausrichtung auftaucht. Ziel ist nicht, die Angst wegzumachen, sondern mit ihr so umzugehen, dass daraus Orientierung und innere Klarheit wachsen können.

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