Diagnose oder Individuum
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Diagnose oder Individuum
Eine Diagnose kann entlasten und ordnen. Zugleich beschreibt sie nie den ganzen Menschen. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie Ihre Einzigartigkeit bewahren, Sinnquellen stärken und Diagnosen als hilfreiches Werkzeug nutzen.

Diagnose oder Individuum. Warum Sie mehr sind als ein Etikett

Eine Diagnose kann entlasten, denn sie benennt das Leiden und öffnet den Zugang zu Hilfe. Doch sie ist nie die ganze Wahrheit über einen Menschen. In der Logotherapie bleibt das Individuum mit seiner Würde und Freiheit im Mittelpunkt.

Diagnosen geben Orientierung und öffnen Zugänge zu Hilfe. Sie beschreiben jedoch Muster, nicht die Person. In der Logotherapie steht der Mensch als unverwechselbares Individuum im Mittelpunkt. Es geht um Freiheit im Rahmen der Bedingungen und um die Frage, welche Antwort Sie dem Leben geben wollen.

Wofür Diagnosen nützlich sind

  • erleichtern die Verständigung zwischen Behandelnden
  • können Schuldgefühle mindern und Selbstmitgefühl fördern
  • geben eine erste Struktur für Behandlungsschritte

Wo Diagnosen an Grenzen stoßen

Eine Diagnose ist eine Karte. Das gelebte Leben ist das Gelände. Wer sich nur noch über ein Etikett definiert, verengt die Sicht. Ein Individuum hat Geschichte, Werte, Beziehungen und eine Würde, die keine Klassifikation vollständig erfassen kann.

„Der Mensch ist mehr als seine Diagnose. Er bleibt Individuum mit Freiheit und Verantwortung.“

Praktische Leitfragen für den Alltag

  1. Was ist mir heute wichtig und konkret lebbar.
  2. Wo spüre ich eine kleine Freiheit, die ich nutzen kann.
  3. Welche Beziehung braucht heute meine Zuwendung.
  4. Welcher Schritt ist klein genug, dass ich ihn zuverlässig gehen kann.
  5. Woran würde ich merken, dass ein Hauch von Sinn aufgetaucht ist.

Selbstdiagnosen aus dem Internet

Online-Tests können Hinweise liefern. Nutzen Sie sie als Gesprächsanlass, nicht als endgültiges Urteil. Entscheidend ist, was Ihnen persönlich hilft und Sinn finden lässt. Für eine fundierte Einordnung können Sie ein Erstgespräch und häufige Fragen ansehen.

Diagnose annehmen und zugleich Individuum bleiben

  • klare Erläuterungen erbitten und prüfen, was zu Ihrer Lebenssituation passt
  • ein persönliches Ziel formulieren, zum Beispiel Ich pflege jeden Abend eine Beziehung
  • eine kleine Mikroroutine einüben, die Sinn gibt
  • ein Sinnprotokoll führen und täglich einen bedeutsamen Moment notieren
  • Unterstützung annehmen, auch das ist Ausdruck von Freiheit

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Suchen Sie Unterstützung, wenn Leidensdruck, Antriebslosigkeit, Angst, Suchtmittelkonsum oder Konflikte über längere Zeit zunehmen oder wenn Sie sich zurückziehen. In der Therapie halten wir beides. Die Realität der Diagnose und die Würde der Person.

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Ich ordne mit Ihnen die Diagnose ein und finde mit Ihnen Ihren individuellen Spielraum. In Präsenz in Wien oder online.

Häufige Fragen

Ist eine Diagnose gut oder schlecht.

Beides ist möglich. Eine Diagnose kann entlasten und Behandlung öffnen. Problematisch wird sie, wenn sie zur einzigen Erklärung wird und die Person verdeckt.

Was tun, wenn ich mich nur noch über die Diagnose definiere.

Aufmerksamkeit auf Werte, Beziehungen und Aufgaben lenken. Kleine Schritte planen, die diese Werte ausdrücken. Das Gespräch in der Therapie suchen.

Wie passt Selbstfürsorge mit Verantwortung zusammen.

Beides gehört zusammen. Selbstfürsorge schützt. Verantwortung richtet aus. Wählen Sie Schritte, die freundlich und wirksam sind.

Kann ich mit Diagnose Ziele verfolgen.

Ja. Ziele an die eigene Lage anpassen. Klein anfangen, konsistent bleiben, regelmäßig justieren.

Hinweis. Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Abklärung. Bei akuten Krisen bitte 112 oder den psychosozialen Krisendienst kontaktieren.

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