Sucht-Wille-Sinn
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Sucht & Gehirn
Ein ehrlicher Blick auf Sucht und auf das, was Menschen trägt.

Sucht ist keine Willensschwäche – sie folgt der Logik Ihres Gehirns

Viele Menschen, die mit Sucht kämpfen, glauben, sie scheitern an ihrer Willenskraft. In Wirklichkeit scheitern sie an einem System im Gehirn, das stärker ist als jeder Vorsatz.

Wenn Sie bereits wissen, dass Sie Unterstützung wollen, finden Sie hier mehr zu meiner privaten Suchttherapie in Wien.

Was im Gehirn passiert

Sucht entsteht nicht, weil jemand „zu schwach“ ist. Sie entsteht, weil drei Mechanismen greifen:

  • Das Belohnungssystem verschiebt seinen Sollwert.
    Was früher gereicht hat, wirkt nicht mehr. Das Gehirn verlangt nach mehr, um denselben Zustand zu erreichen.
  • Das Kontrollsystem ermüdet.
    Der präfrontale Cortex kann kurzfristig bremsen, aber nicht dauerhaft. Das ist Biologie, kein Charakterfehler.
  • Stress verschärft alles.
    Unter Belastung greift das Gehirn auf schnelle Entlastung zurück. Nicht aus Genuss, sondern aus Not.

Viele Betroffene deuten das als persönliches Versagen. Neurobiologisch ist es ein erwartbarer Mechanismus.

Der existenzielle Kern

Sucht beginnt selten dort, wo Menschen schwach sind. Sie beginnt dort, wo etwas im Leben keinen inneren Halt mehr gibt.

Wenn der Boden brüchig wird, durch Überforderung, Leere, Verletzungen oder Sinnverlust, sucht das Gehirn nach einem schnellen Ausweg. Die Substanz oder das Verhalten wird zu einem Ersatz für das, was fehlt: Ruhe, Bedeutung, Nähe, Erleichterung.

Mehr über meine sinnorientierte Arbeit finden Sie auf der Seite Logotherapie & Existenzanalyse nach Viktor Frankl.

Welche Formen von Sucht es gibt und warum sie sich ähnlich anfühlen

Sucht ist nicht nur Alkohol, Drogen oder Glücksspiel. Die Mechanismen dahinter sind überall dieselben. Man kann sie grob in drei Gruppen einteilen:

  • 1. Substanzbezogene Süchte
    Alkohol, Cannabis, Kokain, Medikamente, Nikotin.
    Gemeinsamkeit: biochemische Wirkung, die rasch Entlastung schafft. Einen Überblick über mein Angebot finden Sie unter Suchttherapie Wien – private, diskrete Behandlung.
  • 2. Verhaltenssüchte
    Glücksspiel, Gaming, Pornografie, Social Media, Online-Shopping, Essen.
    Gemeinsamkeit: Das Verhalten selbst löst dieselbe Belohnungsreaktion aus wie eine Substanz. Spezielle Informationen zu Online-Spielen finden Sie in meinem Artikel Gaming-Sucht bei Kindern und Jugendlichen sowie zur Online-Wettspielsucht.
  • 3. Unsichtbare Alltagsabhängigkeiten
    Arbeit, Sport, Perfektionismus, ständiges Online-Sein, Serien-Bingeing.
    Gemeinsamkeit: Sie funktionieren wie eine Bewältigungsstrategie, die das Leben zunehmend einengt. Mehr zu meinen Themenfeldern finden Sie unter Meine Arbeitsschwerpunkte.

Der entscheidende Punkt: Nicht die Substanz oder das Verhalten macht etwas zur Sucht, sondern die Funktion, die es im inneren Erleben übernimmt: Entlastung, Betäubung, Orientierung, Flucht, Kompensation.

Wenn Sie das Gefühl kennen, „nicht mehr aufhören zu können“, obwohl Sie wissen, dass es Ihnen schadet, bewegen Sie sich bereits in einem suchtähnlichen Mechanismus, unabhängig davon, worum es konkret geht.

Der unsichtbare Kreislauf

Viele erleben Tag für Tag dasselbe Muster:

* kurze Erleichterung
* danach Schuld
* Rückzug
* innerer Druck
* erneutes Greifen

Nicht, weil Sie wollen. Sondern weil das Gehirn Entlastung schneller lernt als Orientierung.

Der Wendepunkt

Der erste Schritt ist nicht Abstinenz. Der erste Schritt ist, zu verstehen, was in Ihnen passiert und warum das nichts mit mangelnder Stärke zu tun hat.

Wenn Sie die Mechanismen kennen, verlieren sie ihren Schrecken. Und Veränderung wird möglich.

Wie Therapie hilft

In der Arbeit mit Suchtthemen verbinde ich drei Ebenen:

  • eine klare neuropsychologische Erklärung, damit Sie verstehen, was in Ihrem Gehirn passiert
  • eine existenzielle Perspektive, damit Sie erkennen, warum Sie danach greifen
  • eine therapeutische Begleitung, die Stabilität, Sinn und Orientierung wieder zugänglich macht

Mehr zu Rahmenbedingungen wie Dauer und Honorar finden Sie unter Therapie & Coaching sowie auf der Seite Psychotherapie Kosten in Wien.

Wenn Sucht mit ADHS oder anderen Themen wie Angst, Depression oder Erschöpfung verbunden ist, können folgende Seiten hilfreich sein: ADHS Therapie Wien, ADHS bei Kindern oder die Übersicht meiner Texte zum Thema Sucht.

Sucht ist kein moralisches Problem. Sie ist ein menschliches Problem, das man verstehen kann – und behandeln.

Wenn Sie sich in diesen Zeilen wiedererkennen, lohnt sich ein Gespräch.

In einem geschützten Rahmen können wir gemeinsam verstehen, was in Ihnen geschieht und welche nächsten Schritte für Sie sinnvoll und machbar sind.

Sie erreichen mich über die Kontakt- & Anfahrtsseite meiner Praxis.


Image by Shelley Evans

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