Burnout: Was es ist und wie man es vermeiden kann
Burnout ist ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress und Überforderung entsteht. Er wird häufig mit beruflichen Belastungen assoziiert, kann jedoch auch in anderen Lebensbereichen auftreten. Burnout ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen, das mit erheblichem Leid und eingeschränkter Lebensqualität verbunden ist. In diesem Artikel erfahren Sie, was Burnout ist, welche Symptome darauf hinweisen und wie man vorbeugen kann.
Disclaimer
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine professionelle Diagnose oder Behandlung. Sollten Sie Anzeichen eines Burnouts bei sich oder jemandem in Ihrem Umfeld feststellen, suchen Sie bitte einen medizinischen oder therapeutischen Spezialisten auf.
Was ist Burnout?
Burnout ist keine spezifische medizinische Diagnose, sondern ein Syndrom, das durch chronischen Stress, Überforderung und den Verlust von Freude und Sinnhaftigkeit im Leben gekennzeichnet ist. Der Begriff wurde erstmals in den 1970er-Jahren vom Psychologen Herbert Freudenberger geprägt, der Burnout als Zustand totaler Erschöpfung bei Menschen beschrieb, die sich stark für ihre Arbeit oder Aufgaben engagieren, jedoch keine ausreichende Erholung erfahren (Maslach & Leiter, 2016).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Burnout als Syndrom, das durch „beruflichen Stress, der nicht erfolgreich verarbeitet wird,“ verursacht wird. Es besteht aus drei Kernmerkmalen:
- Emotionale Erschöpfung: Das Gefühl, völlig ausgelaugt und erschöpft zu sein.
- Depersonalisierung: Eine distanzierte, negative oder zynische Einstellung gegenüber der Arbeit oder anderen Menschen.
- Reduzierte Leistungsfähigkeit: Das Gefühl, bei der Arbeit nicht mehr produktiv oder kompetent zu sein.
Symptome von Burnout
Burnout äußert sich auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene:
- Körperliche Symptome:
- Chronische Müdigkeit.
- Schlafstörungen.
- Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder andere stressbedingte Beschwerden.
- Geschwächtes Immunsystem.
- Emotionale Symptome:
- Gefühl der Überforderung.
- Gereiztheit, Wut oder Frustration.
- Verlust von Freude und Motivation.
- Gefühl von Sinn- und Hoffnungslosigkeit.
- Kognitive Symptome:
- Konzentrationsprobleme.
- Entscheidungsunfähigkeit.
- Gedankenkreisen und Grübeln.
- Verhaltenssymptome:
- Rückzug von sozialen Kontakten.
- Vermeidungsverhalten.
- Erhöhte Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten oder anderen Bewältigungsmechanismen.
Ursachen von Burnout
Burnout entsteht durch eine Kombination von äußeren Belastungen und individuellen Faktoren:
- Äußere Belastungen:
- Hohe Arbeitsanforderungen und ständiger Zeitdruck.
- Mangel an Anerkennung und Wertschätzung.
- Konflikte am Arbeitsplatz oder in sozialen Beziehungen.
- Unklare Rollen oder Verantwortlichkeiten.
- Individuelle Faktoren:
- Perfektionismus oder hohe Selbstansprüche.
- Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen.
- Emotionale Überinvestition in die Arbeit.
- Fehlende Strategien zur Stressbewältigung.
Burnout aus der Perspektive der Logotherapie
Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, beschreibt Burnout nicht nur als Folge von Überarbeitung, sondern auch als Ausdruck eines „existentiellen Vakuums“ – eines Mangels an Sinn und Orientierung im Leben. Menschen, die ihre Arbeit oder Aufgaben nicht mehr als bedeutungsvoll empfinden, laufen Gefahr, in einen Zustand der inneren Leere und Erschöpfung zu geraten (Frankl, 2011).
Frankl betonte, dass der Mensch vor allem ein „Sinnsucher“ ist. Wenn diese Sinnsuche durch äußere oder innere Hindernisse blockiert wird, kann dies zu Zuständen wie Burnout führen. Eine sinnorientierte Perspektive kann jedoch helfen, den Zustand zu überwinden und vorzubeugen.
Strategien zur Vermeidung von Burnout
Burnout zu vermeiden erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die äußeren Bedingungen als auch die inneren Ressourcen berücksichtigt.
1. Sinnfindung im Alltag
Die Logotherapie legt den Fokus darauf, Sinn im Leben und in den täglichen Aktivitäten zu finden. Fragen wie „Warum tue ich das, was ich tue?“ oder „Welche Werte kann ich in meiner Arbeit verwirklichen?“ können helfen, die eigene Motivation und Lebensfreude zu stärken. Menschen, die eine Verbindung zwischen ihren Aufgaben und ihren Werten herstellen können, sind widerstandsfähiger gegenüber Stress und Erschöpfung.
2. Gesunde Grenzen setzen
Perfektionismus und das Bedürfnis, es allen recht zu machen, sind häufige Risikofaktoren für Burnout. Lernen Sie, „Nein“ zu sagen, und setzen Sie klare Grenzen – sowohl beruflich als auch privat. Dies schützt Ihre Energie und ermöglicht es Ihnen, Ihre Ressourcen gezielt für sinnvolle Aktivitäten einzusetzen.
3. Pausen und Erholung einplanen
Regelmäßige Pausen sind entscheidend, um den Akku wieder aufzuladen. Planen Sie bewusst Zeit für Erholung ein – sei es durch Sport, Zeit in der Natur, Meditation oder einfaches Entspannen. Pausen sollten nicht als Zeitverschwendung betrachtet werden, sondern als notwendige Grundlage für langfristige Produktivität und Wohlbefinden.
4. Achtsamkeit und Selbstmitgefühl
Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress im Moment zu reduzieren und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst in schwierigen Momenten mit Verständnis und Freundlichkeit zu begegnen, anstatt sich für Fehler oder Schwächen zu kritisieren (Neff, 2011).
5. Soziale Unterstützung suchen
Menschen sind soziale Wesen, und soziale Verbindungen spielen eine zentrale Rolle für das psychische Wohlbefinden. Pflegen Sie Beziehungen, in denen Sie sich verstanden und unterstützt fühlen. Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
6. Regelmäßige Reflexion
Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über Ihre Arbeit und Ihr Leben nachzudenken. Fragen Sie sich: „Trage ich zu etwas bei, das mir wichtig ist?“ und „Wie kann ich meine Werte und Ziele besser in meinem Alltag umsetzen?“. Diese Reflexion hilft, die eigene Lebensausrichtung zu klären und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Burnout ist ein Zustand, der nicht nur durch äußere Belastungen, sondern auch durch einen Verlust an Sinnhaftigkeit entsteht. Eine sinnorientierte Lebensweise, wie sie Viktor Frankl in der Logotherapie beschreibt, kann helfen, Burnout vorzubeugen und den Fokus auf das zu lenken, was wirklich zählt. Indem Sie bewusste Pausen einlegen, gesunde Grenzen setzen und die Sinnhaftigkeit Ihrer Tätigkeiten reflektieren, können Sie Ihre Lebensqualität langfristig verbessern.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie sich in einem Zustand der Erschöpfung befinden, scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Burnout ist ein ernstzunehmender Zustand, der mit den richtigen Strategien und einer sinnorientierten Perspektive überwunden werden kann.
Quellen
- Frankl, V. E. (2011). Man’s Search for Meaning. Beacon Press.
- Maslach, C., & Leiter, M. P. (2016). Burnout: A Brief History and How to Measure It. In: The Oxford Handbook of Organizational Well-Being.
- Neff, K. D. (2011). Self-compassion, self-esteem, and well-being. Social and Personality Psychology Compass, 5(1), 1-12.