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Problematische Social-Media-Nutzung und FoMO: Eine wissenschaftliche Perspektive

Die moderne digitale Welt hat unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Doch sie bringt auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die problematische Nutzung sozialer Medien. Eine aktuelle Studie beleuchtet die zugrunde liegenden Mechanismen und die Rolle der „Fear of Missing Out“ (FoMO) in diesem Kontext.

Was ist problematische Social-Media-Nutzung (PSMU)?

Problematische Social-Media-Nutzung bezeichnet ein Verhalten, bei dem Betroffene Schwierigkeiten haben, die Kontrolle über ihre Nutzung sozialer Medien zu behalten. Dieses Phänomen ist eng mit psychischen Belastungen wie Angstzuständen, Depressionen und einem gestörten Alltag verbunden.

Die Rolle der Aufmerksamkeit

Ein zentraler Aspekt der Studie war die Untersuchung sogenannter Aufmerksamkeitsverzerrungen. Menschen mit PSMU neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit stark auf Social-Media-Icons zu fokussieren. Diese Icons lösen eine unverhältnismäßige Reaktion im Gehirn aus, die es schwer macht, die Nutzung zu beenden oder sich auf andere Aktivitäten zu konzentrieren.

Ergebnisse der Studie:

  • Personen mit PSMU zeigen eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Social-Media-Icons, insbesondere bei der Aufrechterhaltung dieser Aufmerksamkeit.
  • Dies deutet darauf hin, dass diese Menschen in einer Art „Aufmerksamkeitsfalle“ gefangen sind.

Die Angst, etwas zu verpassen (FoMO)

FoMO beschreibt die Sorge, wichtige Ereignisse oder soziale Interaktionen zu verpassen, wenn man nicht aktiv in sozialen Netzwerken präsent ist. Die Studie zeigt, dass FoMO eine entscheidende Rolle bei der Verstärkung von PSMU spielt:

  • Personen mit hohem FoMO zeigten nicht nur eine stärkere Aufmerksamkeitsbindung, sondern auch eine erhöhte Vigilanz gegenüber Social-Media-Reizen.
  • FoMO scheint somit ein zentraler Verstärker problematischer Verhaltensweisen zu sein.

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Praxis?

Die Ergebnisse legen nahe, dass eine gezielte Intervention auf zwei Ebenen vielversprechend sein könnte:

  1. Aufmerksamkeitslenkung: Therapeutische Ansätze könnten darauf abzielen, die Aufmerksamkeit von Betroffenen bewusster zu steuern und alternative Fokuspunkte zu schaffen.
  2. FoMO-Reduktion: Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Selbstwertgefühls und zur Reduzierung der Angst, etwas zu verpassen, könnten präventiv wirken.

Die Verbindung zwischen Aufmerksamkeitsverzerrungen und FoMO bietet neue Ansätze für die Behandlung problematischer Social-Media-Nutzung. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit digitalen Medien und der Förderung psychischer Widerstandskraft.

Für weitere Informationen oder Unterstützung bei der Bewältigung problematischer Social-Media-Nutzung können Sie sich jederzeit an uns wenden. Gemeinsam finden wir Wege, die digitale Welt gesund und ausgeglichen zu nutzen.


Quellen: Studie „Attention Bias and Fear of Missing Out in Problematic Social Media Use“ (AK Journals).

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